So... ich bin heut in Cartagena/ Kolumbiender ankommen und habe somit meine erste Karibik- und Atlantiküberquerung geschafft. Nach Caucedo in der Dom. Rep. ist Cartagena der 2. Stopp auf der Route. Gesehen haben wir dort nur den Hafen, da wir nur über Nacht Aufenthalt hatten. Es war superspannend beim Entladen zuzusehen, vor allem wenn die ganze Action nur 1m entfernt, vorm Fenster stattfindet ;-)
Also, bis jetzt hob i die Frachtschiffreise nu gar net bereut. Viele von euch haben ja gemeint, dass es sicha total fad is, nix geboten wird, etc.. also i muas sagen, bis jetzt is es schon a Abenteuer, das ziemlich schräg und lässig is. Klar, wenns regnet kanns scho mal öd werden in der kleinen Kammer, aber mit lesen und Videos schaun kaun ma die Zeit scho überbrücken.
Aber alles mal der Reihe nach.
Die Ankunft am Frachtschiff war recht unkompliziert, das schwierigste war mal den Dock im riesegen Antwerpener Hafen zu finden. Dort um 11 Uhr angekommen, hob i mi beim Portier angemeldet, der hat des Schuttlebus bestellt, und 5 Minuten später war i beim Schiff. (Nix Securitycheck) Nach a paar Seiten kleingedruckts unterschreiben, hat mi der “Chief Officer“ zu meiner “Kammer“ aufs E-Deck gebracht. (quasi 5. Stock) Ich bin in der “Reefer Engineer Officer“ Kammer untergebracht und sie erinnert mi a bissl an a Internatszimmer ;-) Es is ca. 20 m² groß, und hat ein eigenes Bad, Schreibtisch, Sofa, Tisch, Bett und a winziges Fenster mit Blick nach vorne, auf Container. Aber wenn ma den Kopf raus steckt, kann ma seitlich bei den Containern vorbeischaun. Alles is super zweckmäßig, aber diese Offiziersunterkünfte sind eigentlich schon Luxus. Die Crew schläft in Stockbetten mit Gemeinschaftsbad...
Die Leute san alle total net. Die Crew besteht aus 23 Leuten. (80% aus Myanmar, die meisten Offiziere aus Osteuropa) Passagiere sind wir nur drei. (Deutsches Pärchen und ich) Mehr Platz haben sie auf diesem Schiff a gar net.
Zum Essen gibts immer a fixes Menü, alles zwar sehr Fleischlastig aber sehr gut. Für Offiziere und Crew gibts getrennte Bereiche mit unterschiedlichem Essen. Beim Essen erzählt uns der Captain täglich einen Schwank aus seinem Leben ;-)
Übrigens beträgt der tägl. Spritverbrauch 70.000 Liter.
Am ersten Tag, bevor wir ausgelaufen sind haben wir ein Sicherheitstraining erhalten. Vom Anlegen der Schwimmweste und des Überlebensanzuges (und, oder beides) über die Handhabung der Rettungsinsel bis, (was ziemlich geil war) das Starten und der Bedienung des Rettungsbootes(kapsel) müssen wir können.
Die geplante Route wurde etwas angepasst und ist jetzt etwas südlicher verlaufen, da uns der Hurrikan “Nicole“ in die Quere gekommen is. Also i kann sagen dass es auf diesem riesen Schiff viel mehr schaukelt als gedacht 😨. Wind haben wir zwar net so viel ghabt (40 ktn.), und die Wellen und Swell a nie mehr als 4-6 Meter, aber bewegt hat si der Dampfer schon ganz ordentlich. Wenn ma nach vorne schaut, siagt ma richtig wie sich des ganze Boot verwindet. Ihr könnts euch gar net vorstellen wie herrausvordernd da z.b. Duschen werden kann. Eigentlich alles.
Grundsätzlich dürfen wir uns nur im Aufbaubereich aufhalten. Hier können wir aber überall hin. Wenns Wetter schön is, is es draussen auf der Brücke(aussen) am schönsten, im Liegestuhl liegen, lesen und aufs Meer schauen. Es is auch täglich wärmer geworden (32°C). Wenns regnet können wir in der Sitzecke auf der Brücke oder in der Offiziersmesse verbringen.
Als Alternativprogramm kann man Backboard runter, und auf der Steuerboardseite wieder raufgehen. Für die Abwechslung lässt sich dieses Programm auch umdrehen ;-) Dazwischen Small Talk mit Köch oder anderen Crewmitgliedern.
Auf der Brücke stehen und nach vorne schauen is einfach genial. Hier hatt man auf jeden Fall den besten Ausblick. Ständig ändert sich der Himmel und es wird gar net faad. Ziemlich lässig is es vor allem am Abend, den Blick nach vorne Richtung Sonnenuntergang gerichtet, zuzusehen wie sie untergeht, die Venus beginnt zu leuchten, der Himmel hebt sich blau-orange-lila-leuchtend von den dunklen Wolken ab, der warme feuchte Wind bläst durchs lange wallende Haar, das Schiff wogt sanft hin und her. Und plötzlich, !BAMMH! is es Finster, und ein gewaltiger, hell leuchtender Sternenhimmel, inkl. der Milchstraße knallt runter, von Horizont bis Horizont. Einfach nur geil, und scho wieder sind superschnell 1½ Stunden vergangen.
Bei den Azoren haben sogar schon Wale!? gesehen (wir glauben es waren Buckelwale und Orcas), die ziemlich nah bei uns herum geschwommen san. War ziemli aufregend, waren meine ersten. An einem Tag waren es sicher 4-5 Sichtungen, mit teilw. 3 Tieren. Wenn das Wasser ruhig is, siagt ma die Fontänen recht schön die sich vom Meer abheben.
Und das wars auch schon mit Programm.
gestellt.
Was schräg is, die Uhren haben wir fast täglich um eine Stunde nach hinten gestellt. Sind jetzt schon 5 Stunden.
So das war mal ein Rückblick. Als nächstes kommen wir nach Panama, und der jetztige Zeitplan sieht auch vor dass wir teilw. tagsüber durch den Panamakanal fahren. Da freue ich mich schon richtig drauf, vor allem weil wir die alten Schleusen verwenden werden. (weil unser Schiff so klein ist)
Fotos werde ich dann nachreichen, wenns a ordentliches w-lan gibt.
Am Samstag sind meine Eltern und ich, nach ca. 10 Stunden Autofahrt in Antwerpen angekommen. Unsere Unterkunft ist einfach, mieft etwas, ist aber super Zentral gelegen, direkt neben dem Bahnhof und dem Diamantenviertel. Die letzten 2 Tage bummelten wir durch die Altstadt, durchs Diamantenviertel (inkl. Besuch in einer Schleiferei) den alten Hafen mit dem "MAS", besichtigten den Bahnhof und machten so einige Stopps in Cafes, Waffel,- und Pommesbuden. Antwerpen hat ca. 500.000 Einwohner, den 2. größten Hafen Europas und ca. 70% der weltweit gehandelten Diamanten werden über Antwerpen verkauft. Das Erscheinungsbild Stadt wechselt zwischen schmutzig und upgef*ckt bis schön mit den alten Ziegelbauten. Heute habe ich übrigens auch von der Reederei bescheid bekommen, dass sich die Abfahrt um einen Tag (auf Mittwoch) verschieben wird, d.h. wir haben jetzt noch einen Tag mehr. (haben aber eigentlich eh scho alles gesehen)
So,...
in ein paar Tagen gehts dann endlich los. Bin schon recht gespannt was so auf mich zukommen wird. Vom Reisebüro habe ich vor ein paar Tagen erfahren, dass die geplante Abfahrt der 11. Oktober sein wird. Starten werden wir in Antwerpen und nach ca. 27 Tage sollten wir auch in Valparaíso in Chile/Südamerika ankommen. Da generell bei Containerschiffen aber immer die Ladung Vorrang hat, kann es aber schon auch zu erheblichen Verspätungen kommen, oder Häfen werden gar nicht erst angelaufen. d.h. der gesamte Fahrplan richtet sich "nur" nach der Ladung und nicht nach den Passagieren ;-)
Damit es auf der ca. 14.000km langen Fahrt nicht zu langweilig wird, habe ich mein ebook mit vielen Büchern, und meinen Laptop mit Filmen und Serien aufgerüstet.
Internet und Handyempfang gibts am Meer natürlich net ;-) d.h. ihr müßt euch mit den nächsten Frachtschiffeberichten evtl. etwas gedulden.
gesamt ca.27 Tage:
Antwerpen --> Caucedo/Dom.Rep.(ca.11 Tage) --> Cartagena/Kolumbien(ca.3 Tage) --> Colón/Panama(ca.2 Tage) --> Panamakanal(1 Tag) --> Callao-Lima/Perú(ca. 6 Tage) --> Valparaíso/Chile(ca.5 Tage)
So die Rucksäcke sind gepackt, jetzt kanns dann wirklich losgehen.
Puhhhh, da kommt ganz schön viel zusammen....
Ziel war es grundsätzlich, mit mit so wenig Gepäck wie möglich zu verreisen. Ein Gesamtgewicht von unter 15 kg (10kg fürn Hauptrucksack und 5kg fürn Daypack) wären dafür ideal, damit der Weg zum nächsten Busbahnhof nicht zur Qual werden. Nach vielem herumrechnen und einigen Einsparungen, mußte ich leider festestellen das dies Grenze leider um fast 7 kg überschritten wird.
Folgende 3 Gründe sind dafür verantwortlich:
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